Startseite Präambel Wir über uns Vorstand Satzung Mitgliedsantrag Archiv Gedenken Ausstellungen Veröffentlichungen Besuche jüdischer ehemaliger Moerser Bürger Aktuelles Kontakt/Impressum

Veröffentlichungen

Edelgard Dalbrams Forschungsarbeit, durch die die Einladungen an die jüdischen ehemals Moerser Bürger möglich geworden waren und die vielen Gespräche anlässlich der ersten Besuchswoche zwischen den Mitgliedern unserer Gesellschaft, den Damen und Herren aus Rat und Verwaltung der Stadt Moers mit den Besuchern ließen den Wunsch entstehen, die begonnene Arbeit fortzuführen. Mit besonderer Unterstützung des Stadtdirektors Karl-Friedrich Wittrock konnte eine befristete Stelle beim Archiv der Stadt Moers eingerichtet werden. Diese Stelle wurde mit der Historikerin Brigitte Wirsbitzki besetzt.

Frau Wirsbitzki hatte beim zweiten Besuch der jüdischen ehemaligen Moerser Bürger Gelegenheit viele Gespräche mit den Gästen aus aller Welt zu führen und so die „Geschichte der Moerser Juden nach 1933“ zu erforschen. Sie korrespondierte darüber hinaus mit allen namentlich bekannten ehemals Moerser Juden und konnte 1991 die Ergebnisse in einem Buch veröffentlichen. Die Herausgabe dieses Buches durch unsere Gesellschaft wurde durch Spenden unserer Mitglieder und durch eine großzügige Förderung seitens der Kulturstiftung der Sparkasse Moers ermöglicht.

Ruth Wind, 1913 als Gertrud Windmüller in Moers geborene Jüdin, wanderte 1933, als das Studium für Juden an deutschen Universitäten verboten wurde, nach Italien aus, wo sie später einen Sizilianer heiratete. Sie konvertierte zum katholischen Glauben. In Briefen an ihre Mutter von Mai 1943 bis März 1949 beschreibt sie ihr Leben und ihre Angst während der Zeit der deutschen Besetzung. Die Briefe wurden nie abgeschickt, da der Aufenthalt ihrer Eltern -und später die Tatsache von Deportation und Ermordung- nicht bekannt waren. Die Sammlung, gewissermaßen ein Tagebuch, gab Ruth Wind 2000 in italienischer Sprache heraus, „Non ti aspettu più, mama“. Bei ihrem letzten Besuch in Moers im gleichen Jahr gab sie ihre Zustimmung dazu, dass unsere Gesellschaft ihr Buch unter dem gleichen Titel „Ich warte nicht mehr auf dich, Mama“ veröffentlichen durfte. Sie übersetzte selbst die Texte, erlebte jedoch das Erscheinen nicht mehr; sie starb am 20. April 2002 in Mailand.

Maria Djuk wurde 1882 in Konstantinopel geboren. Ihre Eltern waren jüdischer Konfession, konvertierten jedoch zum Christentum. Nach dem Abitur kam sie nach Deutschland und begann am Lehrerinnenseminar der Kaiserswerther Diakonie eine Ausbildung. Sie arbeitete einige Zeit als Lehrerin in Konstantinopel und beschloss dann, nach Deutschland auszuwandern. Von 1914 bis 1917 war sie als Lehrerin in Hochemmerich tätig, und wurde am 1.7.1917 an der Evangelischen Volksschule in Schwafheim fest angestellt. 1922 erhielt sie zu der türkischen die deutsche Staatsbürgerschaft. 16 Jahre lang unterrichtete Maria Djuk die Schwafheimer Jugend. Sie knüpfte vielerlei Kontakte zu Schwafheimer Familien, Freundschaften entstanden. Sie besuchte z.B. jeden Sonntag den evangelischen Gottesdienst und leitete die Mädchengruppe der Gemeinde. Maria Djuk war Christin, nicht Jüdin.
Ihre Kollegen traten noch 1933 der NSDAP bei. Vielleicht war es einer von ihnen, der dem Einwohnermeldeamt in Moers den Hinweis gab, die „arische“ Abstammung von Maria Djuk zu überprüfen. Zunächst verhinderte die übergeordnete Behörde die Verfolgung, später wurde das Berufsverbot durchgesetzt.

Maria Djuk versuchte mit ihrem Umzug im Mai 1936 nach Mülheim/Ruhr einen Neuanfang, 1939 meldete ihre Hauswirtin die Wohnung als „nichtarisch belegt“. Im Herbst 1941 kam der Deportationsbefehl. Er machte Maria Djuk derart fassungslos, dass sie ihrem Leben durch einen Sprung von der Mendener Brücke in Mülheim ein Ende setzen wollte. Sie wurde „gerettet“ und am 28. Oktober 1941 mit 30 jüdischen Mitbürgern ins Ghetto Lodz deportiert. Am 18. Februar 1942 sandte sie von dort das letzte Lebenszeichen an ihre Angehörigen.

Dank der Nachforschungen von Katharina Pleines und Brigitta Wirsbitzki konnte der Lebensweg von Maria Djuk vor dem Vergessen bewahrt werden.