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Gedenken

Alljährlich am 9. November gestaltet unsere Gesellschaft eine Stunde des Gedenkens an das Pogrom von 1938 entweder am Mahnmal für die ermordeten jüdischen Bürger unserer Stadt, oder, wenn dieser Tag auf einen Sonntag fällt, mit einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche in Moers. Seit etlichen Jahren ist die gemeinsame Vorbereitung dieser Gedenkstunden durch unser Vorstandsmitglied Heidi Nüchter-Blömecke mit Schülerinnen und Schülern der Heinrich-Pattberg-Realschule gute Tradition.

Das Andenken an jüdisches Leben in Moers wachzuhalten, ist eine der Aufgaben unserer Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Wir sind bemüht, den wenigen, noch verbliebenen Spuren jüdischen Lebens in Moers nachzugehen. Dort, wo keine Spuren mehr sichtbar vorhanden sind, sollen wenigstens Erinnerungstafeln die Orte vor dem Vergessen bewahren. Spuren jüdischen Lebens in Moers so lautet der Titel einer Broschüre, die unsere Gesellschaft im Jahre 2007 herausgegeben hat.

Synagoge

Ende 1928 zählte die Stadt Moers 228 jüdische Bürger. Zum 30.6.1932 waren es nur noch 207, im Januar 1933 noch 199 bei einer Gesamteinwohnerzahl von 28.943. Eine etwa ähnlich große Anzahl von Juden lebte in den umliegenden Orten, die zur Synagogengemeinde Moers zählten. Damit lag der Anteil der Juden in der Stadt Moers bei 0,7%.

1818 konnten die Moerser Juden die Synagoge in der Friedrichstraße einrichten. Die Moerser Synagoge war kein prächtiges, äußerlich kirchenähnlich gestaltetes Gebäude, sondern ein zweckmäßig anmutendes Versammlungshaus der jüdischen Menschen dieser Stadt, das fast unauffällig – allerdings in zentraler Lage – in die Bausubstanz der Altstadt eingebettet lag.

Von der Pfefferstraße ging man direkt auf den aus zwei Gebäuden bestehenden Synagogenkomplex in der Friedrichstraße zu. Von der Friedrichstraße aus betrat man zunächst den vorderen Gebäudeteil, in dem die Wohnung des Synagogendieners lag. Darüber befand sich ein Versammlungsraum, den die Vereine nutzten. Erst im Anschluss daran gelangte man in den Gottesdienstraum, der zur Oberwallstraße hin reichte.

Die Synagoge war groß genug, um allen Gemeindegliedern Platz zu bieten. Unten befanden sich die Plätze der Männer, oben auf der Empore saßen die Frauen. Vorne standen kleine Bänke für die Kinder.

Im Eingangsbereich der Synagoge wurde nach dem Ersten Weltkrieg eine Gedenktafel für die gefallenen Moerser Juden angebracht.

Wie in vielen Städten Deutschlands, von der Gestapo organisiert, drangen auch in Moers SA-Männer am frühen Morgen des 10. November 1938 in die Synagoge an der Friedrichstraße ein. Sie entweihten sie, indem sie die Fenster zertrümmerten, die Einrichtung zerschlugen, Kultgegenstände schändeten und verschleppten. Das Heiligste, die Thorarollen, wurden verbrannt, die Synagoge anschließend mit Brettern vernagelt und der Eingang verunglimpfend beschmiert: “Dieser Talmud-Stall ist für immer geschlossen.“ Weil die Gefahr bestand, dass die dicht neben der Synagoge stehenden Häuser beschädigt würden, konnte die Moerser Synagoge nicht angezündet werden. Auch darin entsprachen die Täter genau den Anweisungen der Gestapo.

Nach dem Pogrom fanden in der Synagoge keine Gottesdienste mehr statt. Im Zuge der so genannten „Arisierung“ ging das Gebäude in Privatbesitz über. 1940 wurde es renoviert und zu Wohnraum umgebaut. 1975 wurde es im Zuge der Altstadtsanierung abgerissen. Eine der letzten Fotografien weist mit den zugemauerten Bogenfenstern noch auf den ursprünglichen Verwendungszweck hin. Heute befindet sich an dieser Stelle eine Gaststätte.

In Anwesenheit des Landesrabbiners Adam Hochwald wurde am 10. März 1982 durch den Bürgermeister der Stadt Moers eine Bronzetafel an einem Haus in der Dr.-Hermann-Bähr-Straße enthüllt, in der Nähe des Standortes der ehemaligen Synagoge. Sie trägt die Inschrift:

Bis 1938
stand hier die Moerser Synagoge
das Versammlungshaus der
jüdischen Gemeinde wurde durch
Judenhass und politischen Terror
zerstört

Das Mahnmal

Bereits im Zuge der ersten Überlegungen zur Gestaltung der Erinnerungstafel an die Synagoge wurde erörtert, an gleicher Stelle ein Mahnmal für die ermordeten Moerser Juden zu errichten, auf dem die Namen der Toten aufgeführt sein sollten. Die ursprüngliche Idee, den aus Naturstein gefertigten Eingangsbogen der Synagoge, der beim Abbruch des Gebäudes sichergestellt worden war, auf dem jüdischen Friedhof an der Klever Straße als Mahnmal zu errichten, wurde sehr bald aufgegeben. Stattdessen entschied man sich nun, eine Nachbildung an der Dr.-Hermann-Bähr-Straße zu errichten, also im geschäftigen Innenstadtbereich, wo die Menschen tagtäglich vorbeigehen. Den Namen erhielt die Straße, die erst nach der Neugestaltung der Moerser Altstadt entstanden ist, nach dem Arzt und letzten Vorsteher der Synagogengemeinde Moers, Dr. Hermann Bähr.

Am 30. Juni 1987, in der ersten Besuchswoche jüdischer ehemaliger Moerser Bürger, also im Beisein vieler ehemals Moerser Juden, wurde das Mahnmal vom Bürgermeister der Öffentlichkeit übergeben. Das Mahnmal trägt auf der Vorderseite in hebräischer Schrift und auf der Rückseite in deutscher Schrift aus dem Psalm 118 die Worte:

„ÖFFNET MIR TORE DER GERECHTIGKEIT“

In den Innenseiten des Bogens sind die Namen der Opfer der Shoah eingemeißelt.

Der jüdische Friedhof - Der „Gute Ort“

Der Friedhof der einstigen jüdischen Gemeinde von Moers wurde in der Vergangenheit wiederholt geschändet und in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft als Begräbnisstätte aufgehoben. Mit den zum Teil wieder aufgefundenen Grabsteinen wurde er nach dem zweiten Weltkrieg als Gedächtnisstätte hergerichtet. Er bleibt ein wichtiges steinernes Dokument zur Geschichte der Juden in Moers.

Anläßlich eines Besuches jüdischer ehemaliger Moerser Bürger wurden Bedenken hinsichtlich der derzeitigen Gestaltung des jüdischen Friedhofes geäußert. Es könnte für manche Juden ein Problem darin bestehen, dass nicht erkennbar ist, wo in früherer Zeit, als der Friedhof noch als Begräbnisstätte diente, Wege, und wo die Gräber lagen. Um diesem Anliegen Rechnung zu tragen, hat die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Absprache mit dem Landesverband der jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen im Mai 2003 Tafeln in deutscher, englischer und hebräischer Sprache am Zugang aufgestellt, die die Besucher hierauf hinweisen. Der Text lautet:

Sie betreten den Friedhof der einstigen jüdischen Gemeinde von Moers. Er wurde in der Geschichte wiederholt geschändet und in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft als Begräbnisstätte aufgehoben. Heutige Grabstein- und Wegeanordnung entsprechen nicht der ursprünglichen Anlage. Sie wurde nach dem zweiten Weltkrieg mit den zum Teil wiederaufgefundenen Grabsteinen als Gedächtnisstätte eingerichtet.