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Besuche der jüdischen ehemaligen Moerser Bürger

Bereits im Jahr vor der Gründung unserer Gesellschaft wurde an die Stadt Moers die Anregung herangetragen, die in aller Welt noch lebenden jüdischen ehemals Moerser Bürger einzuladen. Aktueller Anlass war die bevorstehende offizielle Einweihung des Mahnmals für die ermordeten Moerser Juden an der Dr. Hermann-Bähr-Straße am 30. Juni 1987. Bürgermeister und Rat der Stadt haben den Gedanken aufgenommen. Die Einladung wurde für die Woche vom 28. Juni bis 5. Juli ausgesprochen und von vielen Juden angenommen.

Diese Einladung auszusprechen war nur möglich, weil Edelgard Dalbram 1983 im Zuge ihrer Examensarbeit („Die Geschichte der Juden in Moers von den Anfängen bis 1933“) unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Brocke an der Universität-Gesamthochschule Duisburg die Namen und Anschriften der überlebenden Moerser Juden ermittelt hatte. Auf dieser Grundlage hatten Frau Friedendorff und Frau Zahn mit Unterstützung der Evangelischen Kirchengemeinde Moers mit Schreiben vom 14. März 1986 Kontakte zu den namentlich bekannten Überlebenden aufgenommen.

An diese Kontakte knüpfte Bürgermeister Brunswick nach einem entsprechenden Ratsbeschluss im November des gleichen Jahres an.

Die ersten Kontaktnahmen erfolgten in großer Behutsamkeit und waren allseits von viel Unsicherheit begleitet. Bürgermeister Brunswick schrieb im November 1986 an die jüdischen ehemals Moerser Bürger in aller Welt eine erste Anfrage verbunden mit der Einladung, der Einweihung des Mahnmals für die ermordeten Moerser Juden beizuwohnen.

Die Antworten waren durchweg so ermutigend, dass schon sehr bald die offizielle Einladung folgen konnte. Die Stadt Moers hat dabei für die Besucher, jeweils mit einer Begleitperson, sei es der jeweilige Partner oder Kinder oder Enkelkinder, nicht nur die Kosten des Aufenthaltes in Moers getragen, sondern auch die Reisekosten.

Empfang der Gäste durch Bürgermeister Brunswick im Schloss

Das Besuchsprogramm der ersten Begegnungswoche vom 28.06. bis 05.07.1987 war dicht gedrängt:

Sonntag 28.06.
Begrüßung durch den Bürgermeister im Hotel.

Montag 29.06.
Offizieller Empfang durch die Stadt Moers im Rittersaal des Schlosses

Dienstag 30.06
Einweihung des Mahnmals an der Dr.-Hermann-Bähr-Straße

Mittwoch 01.07.
Niederrheinfahrt

Donnerstag 02.07.
Begegnungen mit Schülern in verschiedenen Moerser Schulen
Besuch des jüdischen Friedhofes.

Freitag 03.07
Freier Tag

Samstag 04.07
Ausklang beim Parkfest.

Sonntag 05.07
Verabschiedung

Die Einweihung des Mahnmals durch Bürgermeister Wilhelm Brunswick war das herausragende Ereignis der Besuchswoche.

Michael Leyser dankt im Namen der Besucher. Auszug:

Wir Juden werden in wenigen Tagen in die Länder zurückfahren, in denen wir jetzt leben. Wir werden die Erinnerung mitnehmen an diese Stätte und die Menschen, die ihren Willen zur Versöhnung durch dieses Mahnmal ausdrücken.

Das Erlebnis dieser ersten Besuchswoche war so beeindruckend, dass sofort der Gedanke entstand, diese Einladung in zweijähriger Folge zu wiederholen, und so kam es schon 1989 zu einer erneuten Begegnungswoche. Alle Einladungen ergingen jeweils an alle uns bekannten ehemals Moerser Juden. Waren es 1987 noch 14 Besucher mit jeweils einer begleitenden Person, so waren es diesmal schon 32 Besucher und 18 begleitende Personen.

Von nun an wurden die Wochen der Begegnung in Moers alle zwei Jahre zu einem festen Bestandteil der Arbeit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Besuch 23.bis 30. Juni 1991
18 Personen mit 11 begleitenden Angehörigen

Besuch 20. bis 27. Juni 1993
12 Personen mit 3 begleitenden Angehörigen

Besuch 11. bis 18. Juni 1995
14 Personen mit 3 begleitenden Angehörigen

Besuch 22. bis 29. Juni 1997
12 Personen mit 4 begleitenden Angehörigen

Besuch 20. bis 27. Juni 1999
6 Personen

Aus den Besuchsprogrammen

1989

1991

1993

1995

1997

1999

2000

Das Jahr 2000, das Jahr der Siebenhundertjahrfeier der Stadtwerdung von Moers, war dann noch einmal ein besonderes Ereignis in der Reihe der Besuche. Die Stadt Moers lud dazu alle jüdischen ehemals Moerser Bürger ein. Elf „Ehemalige“ haben zusammen mit neun begleitenden Familienangehörigen die Einladung annehmen können und Moers besucht.

Aus Anlass des Jubiläums hatte unsere Gesellschaft auch die schon erwähnte Ausstellung gestaltet „300 Jahre jüdisches Leben in Moers“. Beeindruckend für uns war das Zusammentreffen unserer jüdischen Gäste in dieser Ausstellung mit jungen Israelis, einer Tanzgruppe aus unserer Partnerstadt Ramla in Israel, die ebenfalls zum Stadtjubiläum eingeladen worden waren. Diese jungen Juden, deren Familien weitestgehend nicht aus Europa stammten, wurden vor Ort mit dem Schicksal jüdischer Familien aus Moers konfrontiert, bekannt gemacht mit dem Schicksal von Menschen, die ihnen auf Fotos ihre ermordeten Eltern zeigten, Menschen, die ihnen ihre eigenen Erlebnisse während der Deportation und im Konzentrationslager schilderten.
Die Teilnahme am Festakt der 700-Jahr-Feier, als Ehrengäste der Stadt Moers, war ein besonderer Höhepunkt in dieser Besuchswoche. Als unsere Gäste in der Halle des Kulturzentrums eintrafen, wurden sie von den zahlreichen schon anwesenden Besuchern der Veranstaltung mit herzlichem Applaus begrüßt. Dass dazu noch auf der Bühne junge Menschen aus Israel mit ihrem Tanz die Feier festlich ausgestalteten, Menschen also, denen man vor 60 Jahren in unserer Stadt das Lebensrecht verweigert hätte, dies zu erleben, war für die Besucher aber auch für uns Begleiter, eine Erfahrung, die nicht vergehen wird.

Ein Ausflug nach Xanten mit Stadtbesichtigung und anschließender Rückfahrt mit dem Schiff von Xanten nach Duisburg rundete das Besuchsprogramm ab.

Dieser Besuch war in der Reihe der Begegnungswochen leider der letzte. Noch zweimal, 2002 und 2004, haben wir eingeladen. Als letzte der inzwischen hoch betagten ehemals Moerser Juden besuchte uns 2002 Trude Goldschmidt aus Buenos Aires, damals 83 Jahre alt. Aber auch sie konnte leider in der Folgezeit die Strapazen einer derartigen Reise in die Stadt ihrer Kindheit nicht mehr antreten.

Überraschend hat Trude Goldschmidt für September 2008 noch einmal einen Besuch in Moers angekündigt.